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Harald Muenz geb. '65 in Schwäbisch Hall Studien in Detmold (Tonmeister), Stuttgart und Köln (Musikhochschule: Kompositionsdiplom, elektro-nisches Studio, Klavier, Kammermusik; Universität: Musikologie, Phonetik) Komposition bei H. Lachenmann ('94-'97), K. Meyer ('88-'93), J. Fritsch, K. Barlow, Z. Krauze, G. Li-geti, M. Kagel Stipendien/Auszeichnungen: Arbeitsaufenthalt Villa Aurora Los Angeles ('00), Stiftung Kunst und Kul-tur NRW Projektförderung ('99), Förderpreis Musik des Landes NRW ('97), Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium Köln ('97), Stiftung Kulturfonds Berlin im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf ('95), Gradu-iertenförderung der Musikhochschule Köln ('98), Stipendiat Darmstädter Ferienkurse ('94, '98) u.a. Ehrenamtlich Mitglied im Vorstand der Kölner Gesellschaft für Neue Musik e.V., im Musikbeirat der Kölner Rubens-Gesellschaft e.V./St. Peter, im Kulturrat Köln und musikalischer Berater des Italieni-schen Kulturinstituts Köln, Jurymitglied des Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendium Köln '98 und der IGNM Weltmusiktage '00. kompositorische Schwerpunkte: phonetische Sprachkomposition, Ars Acustica Lebt in Köln als Komponist. Nebentätigkeiten als Funkautor, Fachübersetzer (ital.-dt.) und in der Er-wachsenenbildung über Neue Musik (u.a. Karl-Rahner-Akademie, eigene Reihe "Komponisten - ganz nah!" im Kulturbunker Köln-Mülheim. deSperanto - quadrophone Tonbandkomposition in acht
Sprachen
Harald Muenz komponierte keine internen Beziehungen, keine Kommunikation zwischen den Sprach-schichten, im Gegenteil: die Dramaturgie verfolgt einen gradlinigen, unaufhaltsamen Prozeß, an des-sen Ende ein babylonisches Desaster steht, denn hier wird mit Material aus weiteren Sprachen (Fran-zösisch, Italienisch, Schwedisch und Ungarisch) auch das kontinuierliche klangliche Feld zerstört. Übrig bleiben einzelne, akustisch geballte Geräuschbrocken, die nur noch entfernt an die unverständ-liche Artikulation einzelner Wörter zu erinnern vermögen; die Ähnlichkeit verweist zurück auf den Be-ginn des Stücks. Je weiter sich die Sprachstrukturen in sinnvolle Einheiten wandeln, desto mehr wird ihre Artikulation von einer spezifischen Klanglichkeit bestimmt. Die Analogien zu Zwischensenderrauschen, Tonband-spulgeräuschen und elektronischen Störgeräuschen verweisen auf die Sphäre der Nachrichtenver-mittlung. Wer den zugrundeliegenden Text kennt - es handelt sich um die Präambel der UN-Charta in jeweils der offiziellen Übersetzung - kann auch auf eine politische Fragestellung schließen: ist die Informationsdichte der Mediengesellschaft umgekehrt proportional zur Beachtung ihrer Mitteilungen? Der mehrdeutige Titel deSperanto läßt verschiedene Möglichkeiten offen: er zielt auf die Welthilfs-sprache und vereint die Bedeutungen esperanto, der Hoffende, mit desperado, dem Verzweifelten. (Carolin Naujocks in der Sendung DeutschlandRadio Berlin, Werkstatt: Werke von Harald Muenz, Montag, 19. Januar 1998. Von deSperanto liegt eine Stereoreduktion der vier Quadrokanäle als Sen-defassung vor.) |